Aromawunder Terpene: Warum sind sie wichtig?

Terpene: Ihre Aromen erinnern an Zitronenhälften, Schalen mit Tee und Resten von Cannabisblättern.

Warum erzeugen die Cannabissorten so unterschiedliche Wirkungen? Die Antwort liegt in den Terpenen – aromatischen Verbindungen mit faszinierenden Eigenschaften. Sie beeinflussen nicht nur den Geruch und Geschmack.

Doch wenn man das Potenzial optimal nutzt, zeigt sich wie sie sind. Erfahre alles Wissenswerte über die fantastischen Terpene in Cannabis.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was sind Terpene und warum sind sie in Cannabis wichtig?
  2. Die richtige Aufbewahrung
  3. Die richtige Dosierung
  4. Interaktion mit Cannabinoiden?
  5. Therapeutisches Potenzial
  6. Gibt es Nebenwirkungen oder Allergien bei Terpenen?
  7. Offene Fragen?
  8. Fazit

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Terpene sind aromatische Verbindungen in Cannabis
  • Sie beeinflussen Geruch, Geschmack und potenzielle Wirkungen
  • Terpene interagieren mit Cannabinoiden (Entourage-Effekt)
  • Es gibt verschiedene Arten wie Monoterpene und Sesquiterpene
  • Caryophyllen ist ein häufiges Terpen mit interessanten Eigenschaften
  • Forschung zu therapeutischem Potenzial von Terpenen läuft

1. Was sind Terpene und warum sind sie in Cannabis wichtig?

Terpene sind organische Verbindungen, die in vielen Pflanzen vorkommen und für deren charakteristischen Geruch und Geschmack verantwortlich sind. Terpene in Cannabis spielen sie eine besonders wichtige Rolle, da sie nicht nur das Aroma beeinflussen, sondern auch mit Cannabinoiden interagieren können.

Terpene bestehen aus Isopreneinheiten und werden in verschiedene Klassen eingeteilt:

  • Monoterpene (10 Kohlenstoffatome)
  • Sesquiterpene (15 Kohlenstoffatome)
  • Diterpene (20 Kohlenstoffatome)
  • Sesterterpene (25 Kohlenstoffatome)

Übersicht der wichtigsten Terpene in Cannabis mit ihren Eigenschaften

TerpenWirkungGeschmack/GeruchBeispielreiche Sorten
MyrcenBeruhigend, entspannend, schmerzlinderndErdig, moschusartig, leicht fruchtigOG Kush, Granddaddy Purple
LimonenStimmungsaufhellend, stressreduzierendZitronig, fruchtig, süßSuper Lemon Haze, Durban Poison
CaryophyllenEntzündungshemmend, schmerzlindernd, beruhigendWürzig, pfeffrig, holzigGSC (Girl Scout Cookies), Sour Diesel
PineneWachsamkeit steigernd, antientzündlichKiefernholz, frisch, waldartigJack Herer, Blue Dream
LinaloolEntspannend, angstlösend, schmerzlinderndBlumig, lavendelartig, süßAmnesia Haze, Lavender
TerpinolenEntspannend, antioxidativBlumig, kräuterartig, zitrusartigJack Herer, Golden Pineapple
HumulenAppetitzügelnd, entzündungshemmendErdig, holzig, hopfenartigWhite Widow, Skywalker OG
OcimenAntimikrobiell, entspannendFruchtig, blumig, süßClementine, Jillybean
GeraniolAntioxidativ, antibakteriellBlumig, süß, rosigHarlequin, Afghan Kush
EucalyptolFokussierend, entzündungshemmendFrisch, minzig, kühlendSuper Silver Haze, Headband

Die Bedeutung geht über Aroma und Geschmack hinaus. Sie können die Wirkung von Cannabinoiden modulieren und zum sogenannten Entourage-Effekt beitragen. Dieser beschreibt das synergistische Zusammenspiel verschiedener Cannabispflanzenbestandteile.

2. Die richtige Aufbewahrung

Terpene sind flüchtige Verbindungen, die bei unsachgemäßer Lagerung leicht verloren gehen können. Dies kann die Qualität und Wirkung von Cannabis-Produkten beeinträchtigen. Welche Schutzmaßnahmen kannst Du ergreifen?

Folgende Tipps helfen bei der richtigen Aufbewahrung:

  • Kühle Temperatur: Bewahren Sie Cannabis-Produkte an einem kühlen Ort auf
  • Dunkelheit: Licht kann Terpene abbauen, daher in lichtundurchlässigen Behältern lagern
  • Luftdichte Verpackung: Verwenden Sie luftdichte Gläser oder spezielle Aufbewahrungsbehälter
  • Vermeiden Sie Plastik: Terpene können mit Plastik reagieren und ihre Eigenschaften verändern

Beachte, dass selbst bei optimaler Lagerung Terpene mit der Zeit abgebaut werden. Frische Produkte enthalten in der Regel mehr Terpene als ältere.

Myrcen gilt als eines der beliebtesten Terpene. Warum es nicht nur wegen seines Aroma nachgefragt wird, erfährst Du in unserem Ratgeber.

3. Die richtige Dosierung

Die richtige Dosierung und Anwendung kann Unsicherheit hervorrufen, insbesondere wenn es um die Einnahme oder Verdampfung geht. Es ist wichtig zu verstehen, dass Terpene in Cannabis natürlich vorkommen und normalerweise nicht separat dosiert werden.

Einige Punkte zur Beachtung:

  • Bei der Verwendung von Cannabis-Blüten oder –Extrakten sind die Terpene bereits enthalten
  • Terpene können durch Verdampfen bei niedrigen Temperaturen (160-180 °C) schonend freigesetzt werden
  • Einige Hersteller bieten Terpenisolate an, die zur Aromaverstärkung verwendet werden können. In hoher Konzentration können sie aber Reizungen verursachen

Am besten beginnst Du mit geringen Mengen, um Deine Reaktion zu beobachten. Bei therapeutischen Anwendungen sollte immer Rücksprache mit einem Arzt gehalten werden.

Was sind Kultivare? Oder Landrassen? Begriffe rund um das Thema Medizinisches Cannabis kennen und verstehen: Das geht mit unserem Ratgeber Cannabis-ABC.

4. Interaktion mit Cannabinoiden?

Terpene beeinflussen die Wirkung von Cannabinoiden auf unterschiedliche Weisen:

  • Modulation der Bioverfügbarkeit: Einige Terpene können die Aufnahme von Cannabinoiden im Körper verbessern.
  • Rezeptorinteraktionen: Terpene binden an ähnliche Rezeptoren wie Cannabinoide und können dadurch deren Wirkung verstärken oder modifizieren.
  • Synergistische Effekte: Bestimmte Terpene verstärken die Wirkung von THC oder CBD.
  • Antagonistische Effekte: Manche können bestimmte Wirkungen von Cannabinoiden abschwächen.

Ein Beispiel ist Beta-Caryophyllen, das direkt am CB2-Rezeptor wirkt. Dieser Rezeptor spielt eine Schlüsselrolle bei der Regulierung von Entzündungsprozessen, weshalb Beta-Caryophyllen potenziell entzündungshemmende Eigenschaften hat.

Einfluss auf THC

Terpene können die psychoaktiven Effekte von THC modulieren. Während einige die Wirkung von THC verstärken, schwächen andere sie ab. So macht Myrcen die Blut-Hirn-Schranke durchlässiger für THC, was die psychoaktive Wirkung intensiviert.

Gleichzeitig kann Linalool die negativen Nebenwirkungen von THC, beispielsweise Angstzustände oder Paranoia, reduzieren.

Einfluss auf CBD

Auch die therapeutischen Effekte von CBD werden durch Terpene beeinflusst. Sie können die Bioverfügbarkeit von CBD erhöhen und dessen Aufnahme im Körper verbessern.

Zudem verstärken bestimmte Terpene die Wirkung von CBD bei der Behandlung spezifischer Symptome wie Schmerzen, Entzündungen oder Angstzuständen.

Der Entourage-Effekt

Der Entourage-Effekt beschreibt, wie die Kombination mit Cannabinoiden eine stärkere Wirkung erzielt als die isolierten Verbindungen allein. Dies erklärt die hohe Effektivität von Vollspektrum-CBD-Produkten, die neben CBD auch andere Cannabinoide und Terpene enthalten.

Diese Produkte entfalten durch die synergetische Interaktion der Inhaltsstoffe eine umfassendere Wirkung und können eine Vielzahl von Symptomen gezielter adressieren.

Spezifische Terpene und ihre Wirkungen

  • Limonen: Hat stimmungsaufhellende Effekte und verstärkt die Wirkung von CBD in dieser Hinsicht.
  • Myrcen: Wirkt beruhigend und schlaffördernd und kann die Wirkung von THC verstärken.
  • Caryophyllen: Unterstützt die entzündungshemmende Wirkung von CBD.
  • Linalool: Reduziert die angstauslösende Wirkung von THC durch seine beruhigenden Eigenschaften.

Studien zeigen, dass bestimmte Terpene die Aktivierung des CB1-Rezeptors – an den THC bindet – signifikant verstärken können, in einigen Fällen sogar um ein Vielfaches. Dies deutet auf einen starken synergistischen Effekt hin, der die Wirkung von THC intensiviert. Dennoch sind die genauen Mechanismen dieser Interaktionen noch nicht vollständig verstanden und bedürfen weiterer Forschung.

Terpene spielen eine zentrale Rolle in der Modulation der Wirkungen von THC und CBD. Sie können die Effekte dieser Cannabinoide verstärken, modifizieren oder ergänzen. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung des gesamten Pflanzenprofils für die therapeutische Wirkung von Cannabisprodukten.

Die spezifische Zusammensetzung von Terpenen und Cannabinoiden in verschiedenen Cannabissorten könnte zu unterschiedlichen Wirkungsprofilen führen – ein vielversprechender Ansatz für individuelle und effektive Cannabis-Therapien.

Tipp: Informier Dich näher über Caryophyllen, dem möglicherweise schmerzlindernden und entzündungshemmenden Terpen.

5. Therapeutisches Potenzial

Das therapeutische Potenzial ist ein spannendes Forschungsgebiet, das in den letzten Jahren zunehmend Aufmerksamkeit erhalten hat. Obwohl viele Studien noch im präklinischen Stadium sind, deuten erste Ergebnisse auf vielversprechende Eigenschaften hin. Einige Terpene und ihre potenziellen Wirkungen:

  • Limonen: Stimmungsaufhellend, antioxidativ
  • Myrcen: Möglicherweise schmerzlindernd, entzündungshemmend
  • Pinen: Bronchienerweiternde Eigenschaften, möglicherweise gedächtnisfördernd
  • Linalool: Beruhigend, angstlösend
  • Caryophyllen: Potenziell entzündungshemmend, schmerzlindernd

Es ist wichtig zu betonen, dass diese Wirkungen in vielen Fällen noch nicht durch klinische Studien am Menschen bestätigt wurden. Die Forschung zu Terpenen steht noch am Anfang, und viele Fragen bleiben offen.

Frischer, harziger Duft: Den erzeugt das Terpen Pinen – ein Klassiker. Mehr darüber erfährst Du in unserem Ratgeber.

6. Gibt es Nebenwirkungen oder Allergien bei Terpenen?

Wie bei allen natürlichen Substanzen können auch Terpene in seltenen Fällen Nebenwirkungen oder allergische Reaktionen hervorrufen. Obwohl Terpene generell als sicher gelten, ist Vorsicht geboten, insbesondere bei der Verwendung isolierter Terpene in hoher Konzentration.

Mögliche Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen:

  • Hautreizungen: Bei direktem Kontakt mit konzentrierten Terpenen
  • Atemwegsreizungen: Bei Inhalation in hoher Konzentration
  • Allergische Reaktionen: Selten, aber möglich (z.B. bei Kontaktallergien)
  • Wechselwirkungen mit Medikamenten: Theoretisch möglich, aber wenig erforscht

Bei bekannten Allergien oder Überempfindlichkeiten solltest Du vorsichtig sein und im Zweifel einen Arzt konsultieren.

Bei der Verwendung von Cannabis-Produkten in ihrer natürlichen Form sind die Risiken in der Regel gering, da Terpene hier in niedrigen Konzentrationen vorkommen.

Alles Wissenswerte über die Cannabispflanze. Von der Keimung bis zur Ernte, Ertrag und Qualität. Das findest Du in unserem Ratgeber.

7. Offene Fragen

Welches ist das häufigste Terpen in Cannabis?

Myrcen ist in der Regel das am häufigsten vorkommende Terpen in Cannabis. Es hat ein erdiges, moschusartiges Aroma und kommt in hohen Konzentrationen in vielen Cannabissorten vor.

Wie viele verschiedene Terpene gibt es in Cannabis?

In Cannabispflanzen wurden über 150 unterschiedliche Terpene identifiziert, wobei nur eine Handvoll davon in signifikanten Konzentrationen vorkommt.

Welche Terpene kommen in Sativa-Sorten vor?

Sativa-Sorten enthalten oft einen hohen Anteil an Terpenen wie β-Caryophyllen und Limonen, die zu ihrer erhebenden und anregenden Wirkung beitragen.

Haben Terpene medizinische Wirkungen?

Ja, Terpene zeigen potenzielle therapeutische Eigenschaften wie entzündungshemmende (Eucalyptol), schmerzlindernde (Caryophyllen), entspannende (Myrcen) angstlösende (Linalool), antientzündlich (Pinene) Wirkungen.

Welche Terpene fördern Entspannung?

Terpene wie Myrcen und Linalool sind bekannt für ihre beruhigenden und entspannenden Eigenschaften.

8. Fazit

Terpene sind faszinierende Verbindungen, die wesentlich zum Aroma, Geschmack und potenziellen therapeutischen Wert von Cannabis beitragen. Ihr komplexes Zusammenspiel mit Cannabinoiden eröffnet neue Perspektiven für die medizinische Forschung und Anwendung.

Obwohl noch viele Fragen offen sind, zeigt die bisherige Forschung vielversprechende Ansätze. Ein besseres Verständnis könnte in Zukunft zu gezielteren und effektiveren Cannabis-basierten Therapien führen.

Für Konsumenten und Patienten bleibt es wichtig, sich über die neuesten Erkenntnisse zu informieren und bei medizinischen Anwendungen stets ärztlichen Rat einzuholen.

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